Nicht weniger als 33 Wanderer starteten zur Märzenbecherwanderung 2023 an der Zehntscheuer in Seissen in Richtung SSO. Traditionsgemäß wird die Märzenbecherwanderung abwechselnd von der OG Berghülen und der OG Seissen geführt — diesmal war Seissen dran. Und so bestand die Gruppe etwa halbe halbe aus Berghülenern und Seissemern mit ein paar Machtolsheimer, Suppinger und NeuUlmer Einsprengseln. Der Himmel bedeckt, der Boden trocken, die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, also beste Bedingungen für eine frühe Frühjahrswanderung. Am Sportplatz und der Bettelbuche vorbei begann die Tour Richtung Bannwald und Pfefferhaldehütte hinunter auf breitem, kommunikationsfreundlichem Feldweg, was sich nach der Hütte abrupt änderte: der Rabensteig als schmaler Pfad führte die Gruppe im Gänsemarsch nach Westen, das Ratschen verstummte ziemlich schnell und ließ die Stille des Bannwalds sprechen. Vorbei an Efeu (Hedera helix, noch heute gern verwendet als Hustenmittel für Kinder, früher als Laubheu für Viehfutter in mageren Jahren genommen), mandelblättriger Wolfsmilch (Euphorbium amygdalarum) die nicht nur wegen ihrer Blausäureentwicklung im Magen sehr giftig ist, sondern auch früher als Abtreibungsmittel diente und vielen herrlichen, voll in Blüte stehenden Nießwurzen (Helleborus fötidus), die einst dem Vieh gegen ‚Seuche‘ eingegeben wurden und heute wegen ihrer Digitalisglykoside für potentielle Phytotherapie von der Pharmaindustrie untersucht werden, ging es in stetem bergauf bergab durch den Bannwald. Grüne Moosteppiche, krüppelwüchsige Rotbuchen, steile Felszacken, von Flechten überzogener Kalkschutt und hier und da ein querliegender Baumstamm säumten den Weg durch den Hang- und Schluchtenwald. Fast schon glaubte so manch einer nicht mehr daran — doch kurz vor dem Ende des Anstiegs wurden die Märzenbecherfelder erreicht: die Frühjahrsknotenblume, Leucojum vernum aus der Familie der Amaryllidaceae, erfreute in grosser Zahl und voller Blüte am steilen Hang das Auge des Wanderers (…und wer es sich nicht merken konnte: es ist das Galantamin als Inhaltsstoff des Märzenbechers, ein Alkaloid das die ersten Frühsymptome der Alzheimererkrankung etwas abmildern kann und von den Ärzten als Tabletten verschrieben wird :-)) Kurz nach diesem herrlichen Anblick war die Bettelbuche nahe Seissen wieder erreicht, die Gruppe schlängelte sich den letzten steilen Anstieg hinauf – der Kreis der Wanderung war geschlossen und das Kuchenbuffet in der Zehntscheuer konnte gestürmt werden. Ein schöner Wandertag!