Zur sonnigfrostigen Jahresauftaktwanderung 2024 fanden sich 20 Wanderer an der Zehntscheuer ein. Von sehr weit kamen sie angereist — teils bis aus dem bayerischen Ausland bei Neu-Ulm, tief aus der Gerhauser Schlucht oder von den fernen Wennender oder Ascher Ebenen. Das Motto der kurzen Runde waren die Schlehen — doch die sind zu dieser Jahreszeit ja nur selten in natura zu finden. Aus diesem Grund fanden sich im Rucksack des Wanderführers etliche mehr oder weniger gehaltvolle Produkte, hergestellt aus Schlehen, die im Jahr 2022 in Burkhardtsweiler gepflückt und in der freien Reichsstadt Kaufbeuren, Ost-Allgäu, verarbeitet worden waren. An 4 Bänkles-Stationen wurden Schlehensirup, Schlehenmarmelade, Schlehenlikör und Schlehengeist gekostet und für gut befunden. Und natürlich kam auch das Wissen nicht zu kurz:
Schlehe, Prunus spinosa, Steinobst aus der Familie der Rosengewächse, auch Schwarzdorn genannt, enthält viel Kalium, Magnesium, Eisen und Vitamin C und wird wegen der enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe gern als austreibendes Mittel genutzt — blutreinigend, fiebersenkend, harntreibend. Der Frost macht die Schlehe geniessbar, indem er einen enzymatischen Prozess zum Abbau der Bitterstoffe induziert. Schon der Steinzeitmensch Ötzi und die Siedler in den Pfahlbauten am Bodensee trugen Schlehen bei sich, nicht nur zur Ernährung sondern auch die durchbohrten Kerne als Schmuck. Aus der Rinde wurde später Tinte gewonnen und sogar Hexen wurden in der Walpurgisnacht mit Schlehdornästen im Feuer vertrieben. Der Schlehdorn bietet Wildbienen im Frühjahr erste Nahrung durch seine prächtige weisse Blüte, dient vielen Faltern, Schmetterlingen und Vögeln als Futterquelle und sein dichtes Dornengebüsch bietet vielen Tieren Schutz und Zuflucht bei Brut oder Aufzucht der Jungtiere. Die Schlehe verbreitet sich durch Wurzelschößlinge — vom Gärtner nicht sehr geliebt — wird aber genau wegen dieser Eigenschaft in neuester Zeit als Bodenverfestiger im Deichbau und zum Lawinenschutz ökologisch sehr sinnvoll eingesetzt!
Die kurze Wanderung endete gemütlich mit Kaffee und Kuchen in der Zehntscheuer.









